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Alexander Lakhno



Alexander Sascha Lakhno wurde 1943 in Moskau geboren. Aufgewachsen ist er in Ismajlovo, einem damaligen Ferienort am Rande Moskaus. Er wohnte in der Datscha N18, seine Frau Olga, die er seit Kindertagen kennt, in der Datscha N2ß. Der in der Sowjetunion berühmte Bildhauer Sergej Merkurow wohnte in unmittelbarer Nachberschaft, der Datscha N22, umgeben von einem riesigen, durch einen hohen Holzzaun geschützten Obstgarten. Dies für die damaligen Verhältnisse luxuriöse Anwesen war ein persönliches Geschenk Lenins für den bedeutenden Künstler, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris gelebt hatte, mit Rodin befreundet war und nicht nur Fotos, sondern auch Gibsabdrücke von Arbeiten des französischen Freundes mit nach Moskau gebracht hatte. Für die Kinder aber war der verlockende Obstgarten eine besondere Herausforderung. Sascha kletterte mit ihnen über den Zan, um Äpfel zu stehlen. Von Merkurows Hausverwalter erwischt, musste Sascha zur Strafe mit seinen Füßen für den Bildhauer Ton kneten. Das war seine erste physische Bekannschaft mit der Bildhauerei, so zu sagen hautnah! Er beobachtete die Schüler des Meisters bei der Arbeit und wurde beseelt von dem Gedanken, es selbst mit der Bildhauerei zu versuchen. Aus dem Apfeldieb sollte ein Bildhauer werden.

Da Auslandsreisen zu der Zeit nicht erlaubt waren, nährten das Puschkin Museum für bildene Künste in Moskau und die Eremitage in St. Petersburg die Leidenschaft des jungen Kunstfreundes. Nach dem Abitur studierte Lakhno von 1967 bis 1972 an der Fakultät für monumentale und dekorative Plastik der Industrie- und Kunsthochschule in Moskau.

Nach bestandenem Examen schuf er als freischaffender Künstler Denkmäler zu Ehren der Kriegsopfer, schuf Parkskulpturen, gestaltete Spielplätze nach Märchenmotiven, arbeitete an der künstlerischen Gestaltung Moskauer Hotels, war tätig als Restaurator russisch-orthodoxer Kirchen und Klöster, war allerdings immer gezwungen, im Rahmen des so genannten sozialistischen Realismus zu arbeiten.

Dies veranlasste den jungen Künstler, einen Parallelweg zu wählen. So entstand die Serie “Metamorphosen“, Basreliefs und Skulpturen in Anlehnung an die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid. Die Beschäftigung mit historischen Themen war erlaubt und führte den Künstler allmählich zur modernen Stilistik auf klassischer Basis. Die plastische Illustration zu antiken Mythen und biblischen Themen eröffnete ihm neue Ausdrucksformen.

Die in Lakhnos Jugend in den wunderbaren Museen von Moskau und St. Petersburg gewonnenen Eindrücke, die Begegnung mit der klassischen Kunst und den wichtigsten Strömungen der modernen Kunst, das Interesse für das philosophisch-religiöse Erbe: all das prägte Ansichten und Stil des Bildhauers Sascha Lakhno. Dies ist in seinen graphischen Arbeiten, in der Kleinplastik und in den Werken für die russisch-orthodoxe Kirche nachvollziehbar.

Das Lieblingsmaterial des Künstlers ist Holz, das durch seine natürliche Wärme, Nachgiebigkeit und Lebendigkeit fasziniert. Lakhno legt großen Wert auf Linienführung in der Plastik. Die Linien können dynamisch und scharf sein, fließend und zart, mit einer, wie Lakhno es nennt, lyrisch-dramatischen Aura. In den meisten Werken des Bildhauers erkennt man eine plastische, philosophische Metapher, jeder Teil der Komposition hat seine eigene Bedeutung und offenbart einen tieferen Sinn, z.B. in den Werken "Andenken an Riemenschneider", "Anfang der Weisheit", "Burgruine Plesse", "Spuren".


         Burgruine Plesse                        Spuren (Der Fuß)                          Die Erleuchtung
                                                                                                  (Andenken an Riemenschneider)

1996 siedelte Lakhno mit seiner Frau, der Dolmetscherin und Fremdenführerin Olga Lakhno, nach Deutschland über. Jetzt konnte er das tun, wovon er in seiner Jugend geträumt hatte: transformierte Plastik. Er hat den Wunsch, mit plastischen Mitteln Zeit darzustellen, wie es seiner Meinung nach Salvador Dali in der Malerei so genial gelungen sei.

Im Laufe der vergangenen Jahre schuf Sascha Lakhno Skulpturen, Kleinplastiken, Reliefs und Zeichnungen. Für die russisch-orthodoxe “Gemeinde des heiligen Erzengels Michael zu Göttingen“ fertigte er Plastiken für den Altar. Sie zeigen verschiedene Stationen der Passion Christi. Für diese Arbeiten las er viele Kunstbände, besuchte zahlreiche Kirchen, fertigte verschiedenen Entwürfe an und einigte sich in Gesprächen mit dem Popen und der Gemeinde auf eine Version. Er schuf auch die Ikonostase, eine mit Ikonen geschmückte Wand, hinter der sich der Altar befindet. Außerdem schnitzte er eine Stellwand für die Ikone der Gottesmutter und einen kleinen Tisch, auf dem die Bibel liegt.

Als im Jahr 2002 in der Gemeinde Bovenden eine riesige Linde vom Sturm entwurzelt wurde, hatte Lakhno die Idee, die Landschaften um Bovenden aus diesem Holz darzustellen, Landschaften, die seine Phantasie durch ihre Schönheit beflügelten. Er suchte bewusst nicht nur die besten Teile der Linde aus, sondern bewahrte, wo es möglich war, all ihre wunden Stellen, Flecken und Risse. Alles, was diesen Baum umgeben hatte, Hügel, Felder, Fluss, inspirierte ihn, dies in Frauengestalten, Torsi, Figuren, zu verkörpern. Er sagt dazu: „All dies gab und gibt dem Menschen Jahrhunderte lang das Leben. Die Natur ist wahrlich eine gute Mutter. Und die gegenseitige Liebe verlängert das Leben des Menschen.“ Aus diesem Lindenholz wurden die hier ausgestellten Skulpturen und drei Basreliefs “Metamorphosen“ angefertigt.




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